Nach einem fatalen TikTok-Streit steht nun ein 21-Jähriger in Berlin-Neukölln unter Mordanklage. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, einen 22-jährigen Mann im Oktober nach einem Online-Konflikt mit mehreren Messerstichen getötet zu haben. Allein im letzten Jahr wurden in Neukölln 15 Gewaltdelikte mit Bezug zu sozialen Medien registriert.
Der Vorfall ereignete sich an einem Samstagabend auf offener Straße nahe dem Hermannplatz. Zeugenaussagen zufolge entwickelte sich aus einer TikTok-Auseinandersetzung ein reales Treffen, das tödlich endete. «Wir beobachten eine besorgniserregende Zunahme von Konflikten, die online beginnen und dann auf der Straße eskalieren», erklärt Polizeisprecher Michael Weber.
Der Beschuldigte und das Opfer kannten sich zuvor nicht persönlich. Sie waren durch gegenseitige Beleidigungen in Kommentarspalten aneinandergeraten. Was als virtueller Streit begann, führte zu einer verabredeten Konfrontation mit tragischem Ausgang. Als Neuköllnerin fällt mir auf, dass solche Verabredungen zur «Klärung» von Online-Streitigkeiten unter Jugendlichen immer häufiger werden.
Die Ermittlungen haben Heimtücke und niedrige Beweggründe als Mordmerkmale festgestellt. Der Prozess beginnt nächsten Monat am Landgericht Berlin. Die Bezirksverwaltung plant unterdessen verstärkte Präventionsprogramme an Schulen, um Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien nahezubringen. Diese Tragödie zeigt, wie dünn die Grenze zwischen virtueller und realer Gewalt geworden ist.