Der sommerliche Görlitzer Untermarkt bildete die Kulisse für das jüngste ARD-Sommerinterview mit AfD-Chef Tino Chrupalla. Die historischen Fassaden strahlten Beständigkeit aus, während die politische Diskussion alles andere als harmonisch verlief. Zwischen Taubengurren und Touristengruppen entwickelte sich ein bemerkenswertes Wortgefecht.
Moderatorin Tina Hassel versuchte mehrfach, Chrupalla auf konkrete Aussagen festzunageln. Doch der AfD-Politiker wich wiederholt aus. Statt Antworten gab es Gegenfragen. Bei brisanten Themen wie den Berichten über russische Zahlungen an den AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah verneinte er jegliche Verbindungen. «In unserer Partei hat niemand Geld aus Russland erhalten», behauptete Chrupalla entschieden.
Als ich die Sendung verfolgte, fiel mir besonders Chrupallas Strategie auf, kritische Nachfragen mit Ablenkungsmanövern zu parieren. So schwenkte er bei Fragen zur AfD-Position zu Russland und Putin auf Kritik an der Ampel-Regierung um. Ein bekanntes Muster in politischen Interviews.
Besonders bezeichnend war sein Umgang mit journalistischen Nachfragen. «Lassen Sie mich ausreden», forderte er mehrfach. Bei einer präzisen Frage zu Deutschlands NATO-Mitgliedschaft entgegnete er: «Können Sie mir mal einen Politiker nennen, der den NATO-Austritt fordert?»
Die Kulisse von Görlitz, dieser wunderschönen Grenzstadt, bildete einen seltsamen Kontrast zum Gespräch. Während Touristen die europäische Verbundenheit genossen, sprach wenige Meter entfernt ein Politiker, dessen Partei genau diese europäischen Bande in Frage stellt. Dieses Spannungsfeld zwischen historischer Kulisse und politischer Gegenwart bleibt vielleicht die eindrücklichste Erinnerung an dieses Sommerinterview.