Der Moment des Innehaltens traf mich gestern auf dem Weg zur Redaktion. Polizeisirenen heulten, Absperrband flatterte im Wind. Ein Fahrradunfall an der Kreuzung Sonnenberger Straße/Wilhelminenstraße erschüttert unsere Stadt. Eine 54-jährige Radfahrerin kollidierte mit einem Auto und erlag später ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus.
Die morgendliche Rushhour in Wiesbaden wird zunehmend zum Balanceakt zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern. «Die Infrastruktur für Radfahrer entspricht vielerorts nicht den Anforderungen eines sicheren Miteinanders im Straßenverkehr,» erklärte mir Thomas Müller vom ADFC Wiesbaden bei unserem letzten Gespräch. Besonders an größeren Kreuzungen entstehen gefährliche Situationen. Der aktuelle Unfall reiht sich in eine besorgniserregende Statistik ein: Laut Polizeipräsidium Westhessen ereigneten sich 2023 über 300 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung im Stadtgebiet. Fast wäre ich selbst vergangene Woche an der Rheinstraße in eine brenzlige Situation geraten, als ein abbiegender Transporter den Radweg kreuzte.
Die Polizei sucht nun dringend nach Zeugen des tragischen Vorfalls. Besonders wichtig: Personen, die den Unfallhergang beobachtet haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0611/345-0 zu melden. Jede Information könnte helfen, die genauen Umstände aufzuklären.
In meinen elf Jahren als Wiesbadenerin habe ich die Stadt fahrradfreundlicher werden sehen. Doch Tage wie diese zeigen schmerzhaft: Der Weg zu wirklicher Verkehrssicherheit ist noch weit. Mögen solche Nachrichten uns alle zu mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr bewegen.