Der Traum von der deutschen Staatsbürgerschaft im Schnellverfahren scheint zu platzen. Während ich gestern durch die Berliner Straßen spazierte, flüsterten überall Menschen aufgeregt über die neuesten Entwicklungen zur sogenannten «Turbo-Einbürgerung». Was seit Monaten diskutiert wurde, nimmt nun eine überraschende Wendung: Die Ampel-Koalition plant offenbar, das umstrittene Vorhaben zu stoppen.
Besonders interessant ist die zeitliche Komponente. Nach nur wenigen Monaten intensiver Debatten soll das Bundeskabinett bereits am kommenden Mittwoch das Ende des Projekts beschließen. Die geplante Verkürzung der Mindestaufenthaltsdauer von acht auf fünf Jahre wird damit vorerst nicht umgesetzt. «Wir müssen Integration vor Einbürgerung stellen», erklärt ein Sprecher des Innenministeriums. Die Kritik am Vorhaben war vielschichtig. Während Befürworter von notwendiger Modernisierung sprachen, warnten Gegner vor übereilten Einbürgerungen.
Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch mit Ali K., der seit sechs Jahren in Deutschland lebt. «Ich warte geduldig, aber natürlich hatte ich Hoffnung auf die Neuregelung», erzählte er mir letzte Woche. Sein enttäuschter Blick spiegelt die Gefühle vieler wider, die auf schnellere Einbürgerung hofften.
Die Entscheidung fällt in eine Zeit gesellschaftlicher Polarisierung. Während andere europäische Länder ihre Einbürgerungsregeln teils verschärfen, teils lockern, sucht Deutschland weiter seinen Weg. Die Details zum endgültigen Beschluss können auf der Website der Bundesregierung eingesehen werden. Die Frage bleibt: Welches Signal senden wir damit an Menschen, die Teil unserer Gesellschaft werden wollen?