Article – Der Rechtsstreit um den früheren UKE-Chefarzt ist entschieden. Das Hamburger Arbeitsgericht bestätigte gestern die Kündigung des renommierten Mediziners. Dem 64-jährigen Herzspezialisten wurde vorgeworfen, Forschungsdaten manipuliert zu haben. Laut Gerichtssprecher Stefan Lenz handelte es sich um «schwerwiegende Verstöße gegen wissenschaftliche Standards».
Der Fall erschüttert die Hamburger Medizinszene seit Monaten. Der Mediziner leitete über 15 Jahre die kardiologische Abteilung und galt als führender Experte für Herzrhythmusstörungen. Die Universität entdeckte Unregelmäßigkeiten in mehreren Studien, woraufhin eine interne Untersuchung eingeleitet wurde. «Die Integrität wissenschaftlicher Arbeit ist das Fundament unserer Institution», erklärte UKE-Direktorin Professor Dr. Martina Sander. Die Manipulationen betrafen Patientendaten in drei klinischen Studien zu neuen Behandlungsmethoden.
Kollegen zeigen sich überrascht. «Er war immer akribisch in seiner Arbeit», berichtet ein langjähriger Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Ich habe selbst erlebt, wie engagiert er Nachwuchsmediziner förderte. Der Anwalt des Mediziners kündigte bereits Berufung an. Der wissenschaftliche Beirat des UKE prüft nun alle veröffentlichten Studien des Arztes.
Die Entscheidung wirft ein Schlaglicht auf den Publikationsdruck in der medizinischen Forschung. Experten warnen vor den Folgen dieses «Publish or Perish»-Prinzips. Für das UKE bedeutet der Fall einen Imageschaden, aber auch die Chance, Kontrollmechanismen zu verbessern. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits auf Hochtouren.