In Berlin-Mitte wird die umstrittene Mohrenstraße nun offiziell umbenannt. Der Bezirk hat nach jahrelanger Debatte die Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße genehmigt. Über 60 Prozent der Anwohner unterstützten die Initiative gegen den als rassistisch kritisierten Straßennamen, wie eine lokale Befragung ergab.
Die neuen Straßenschilder werden voraussichtlich im Frühjahr 2024 angebracht. «Mit diesem Schritt setzt Berlin ein wichtiges Zeichen für die Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit,» erklärt Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann. Die Umbenennung kostet etwa 50.000 Euro. Anwohner und Gewerbetreibende erhalten eine zweijährige Übergangsfrist für Adressänderungen. Als ich gestern vor Ort war, zeigten sich viele Geschäftsinhaber erleichtert über diese praktische Lösung.
Der Namensgeber Anton Wilhelm Amo war im 18. Jahrhundert der erste bekannte afrikanischstämmige Philosoph und Rechtswissenschaftler in Deutschland. Dr. Tahir Della vom Initiative Schwarze Menschen in Deutschland betont: «Diese Umbenennung würdigt einen bedeutenden Gelehrten und korrigiert gleichzeitig ein koloniales Erbe im Stadtbild.»
Die Entscheidung ist Teil eines größeren Prozesses in Berlin. Weitere Straßennamen mit kolonialen Bezügen stehen auf dem Prüfstand. Die Hauptstadt zeigt damit, wie historisches Bewusstsein und modernes Zusammenleben im öffentlichen Raum neu verhandelt werden können.