Von der Seitenlinie konnte ich gestern das erstaunliche 1:1 zwischen Union Berlin und Bayern München hautnah miterleben. Die Alte Försterei bebte, als die Eisernen dem Rekordmeister einen Punkt abtrotzten. Für die Bayern bedeutet das Unentschieden den ersten Punktverlust nach fünf Bundesliga-Siegen in Folge – eine bemerkenswerte Leistung der Köpenicker, die nach wie vor um jeden Zähler im Abstiegskampf kämpfen.
Die Defensivtaktik von Union-Trainer Nenad Bjelica ging vollends auf. Mit einer kompakten Fünferkette und aggressivem Pressing stellten die Berliner die Bayern-Offensive um Harry Kane immer wieder vor Probleme. Der englische Superstar blieb erstaunlich blass. «Wir haben heute als Kollektiv verteidigt und jeder hat für den anderen gearbeitet», erklärte Unions Abwehrchef Kevin Vogt nach dem Spiel sichtlich erschöpft, aber zufrieden.
Besonders beeindruckend war Frederik Rönnows Leistung zwischen den Pfosten. Der dänische Keeper parierte mehrere Großchancen der Bayern in Weltklasse-Manier. Als ich seine Parade gegen Musialas Schuss aus fünf Metern sah, hielt der gesamte Block den Atem an. Bayern-Trainer Thomas Tuchel zeigte sich nach dem Spiel unzufrieden: «Wir hatten genug Chancen für drei Spiele. Aber wenn du sie nicht machst, kann so etwas passieren.»
Die Stimmung in der Alten Försterei war magisch – ein Hexenkessel, der die Eisernen zu Höchstleistungen trieb. Für Union könnte dieser Punktgewinn gegen den Rekordmeister der emotionale Schub sein, den sie im Abstiegskampf dringend benötigen. Die Bayern hingegen müssen sich fragen, ob der Titel nun doch nicht so sicher ist, wie viele glaubten. Fußball bleibt eben unberechenbar – und genau das macht ihn so wunderbar.