Die Stille des Novembers wurde gestern durchbrochen, als Verteidigungsminister Boris Pistorius seine Pläne zur Modernisierung der Bundeswehr verkündete. Im Fokus: ein neues US-Raketensystem, das eine «signifikante Fähigkeitslücke» schließen soll. Es war ein kalter Nachmittag, als ich die Pressekonferenz verfolgte – typisches Berliner Herbstwetter, das zur ernsten Atmosphäre passte.
Das System HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) soll ab 2026 die Bundeswehr verstärken. Mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern bietet es Möglichkeiten, die Deutschland bisher fehlten. «Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit an die realen Bedrohungen unserer Zeit anpassen«, erklärte Pistorius mit der ihm eigenen Direktheit. Die Investition von geschätzten 3,5 Milliarden Euro sei «alternativlos angesichts der sicherheitspolitischen Lage in Europa».
Bei meinem letzten Truppenbesuch in der Nähe von Munster wurde mir bewusst, wie dringend diese Modernisierung ist. Ein Hauptmann flüsterte mir zu: «Unsere Ausrüstung ist wie ein Computer aus den 90ern – funktioniert noch, aber nicht für moderne Anforderungen.»
Bemerkenswert ist der parteiübergreifende Konsens zu diesem Vorhaben. Selbst die sonst kritische Opposition signalisiert Unterstützung. Verteidigungsexperten sprechen von einem «Meilenstein für die Zeitenwende«. Wir befinden uns offenbar in einer Ära, in der militärische Abschreckung wieder zum politischen Alltag gehört. Eine Entwicklung, die nachdenklich stimmt.