In Hamburg steht ein 40-jähriger Mann vor Gericht, der seinen damals 13-jährigen Sohn zur Prostitution gezwungen haben soll. Laut Staatsanwaltschaft bot der Vater den Jungen zwischen Januar 2022 und März 2023 mindestens vier Männern gegen Bezahlung an. Die Polizei spricht von einer erschütternden Zunahme der Fälle von Kindesmissbrauch in der Hansestadt.
Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe vehement. «Ich habe meinen Sohn nie verkauft», erklärte er am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Hamburg. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm jedoch schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Zwangsprostitution vor. Ermittler fanden belastende Chatverläufe auf seinem Handy. «Solche Fälle hinterlassen auch bei erfahrenen Beamten tiefe Spuren», sagte Kriminalhauptkommissarin Lena Wehner.
Wer den Prozess verfolgt, kann die beklemmende Atmosphäre im Gerichtssaal förmlich spüren. Der Junge lebt mittlerweile in einer betreuten Einrichtung und wird psychologisch betreut. Sozialarbeiter berichten von schweren Traumatisierungen.
Die Hamburger Kinderschutzorganisationen fordern angesichts solcher Fälle mehr Prävention und bessere Früherkennung. Das Urteil wird für Mitte Dezember erwartet. Was bleibt, ist die beunruhigende Frage: Wie können Kinder besser vor den Menschen geschützt werden, die eigentlich ihr größter Schutz sein sollten?