Am kommenden Sonntag öffnen wieder zahlreiche Geschäfte in Berlin ihre Türen. Der letzte verkaufsoffene Sonntag des Jahres fällt mitten in die entscheidende Phase des Weihnachtsgeschäfts. Nach einem bisher durchwachsenen Verlauf setzen viele Händler große Hoffnungen auf diesen Tag.
«Die Stimmung im Einzelhandel ist gedämpft, aber nicht hoffnungslos», erklärt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. «Wir beobachten ein verändertes Kaufverhalten. Viele Berlinerinnen und Berliner warten bewusst auf Last-Minute-Angebote oder kaufen gezielter ein.»
Die bisherigen Umsätze im Weihnachtsgeschäft liegen nach Verbandsangaben etwa fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Besonders betroffen sind kleinere Fachgeschäfte, während große Einkaufszentren und Warenhäuser von der zentralen Lage und längeren Öffnungszeiten profitieren.
Im KaDeWe am Wittenbergplatz herrscht bereits jetzt reger Betrieb. «Die letzten zwei Wochen vor Weihnachten sind traditionell unsere stärksten», berichtet Verkaufsleiterin Sabine Hoffmann. «Am verkaufsoffenen Sonntag rechnen wir mit bis zu 40 Prozent mehr Besuchern als an normalen Einkaufstagen.»
Auch in den Shoppingcentern wie dem Alexa am Alexanderplatz oder den Gropius Passagen in Neukölln bereitet man sich auf einen Ansturm vor. «Der letzte Adventssonntag zieht erfahrungsgemäß viele Familien an, die den Einkauf mit einem Besuch des Weihnachtsmarktes verbinden», sagt Centermanagerin Claudia Weber vom Alexa.
In diesem Jahr dürfen die Geschäfte in ausgewählten Bereichen der Stadt von 13 bis 18 Uhr öffnen. Neben den zentralen Einkaufsstraßen wie Kurfürstendamm, Friedrichstraße und Tauentzien beteiligen sich auch viele Geschäfte in den Außenbezirken. Die Verkehrsbetriebe verstärken ihr Angebot, um den erwarteten Andrang zu bewältigen.
Der verkaufsoffene Sonntag ist nicht nur für Händler wichtig. «Für viele Berliner gehört der vorweihnachtliche Einkaufsbummel am Sonntag zur Tradition», erklärt Stadtforscher Prof. Michael Schmidt von der Humboldt-Universität. «Die Kombination aus Einkaufen, Weihnachtsmärkten und kulinarischen Angeboten schafft eine besondere Atmosphäre.»
Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer zeigt: Etwa 40 Prozent der Berliner nutzen den verkaufsoffenen Sonntag gezielt für Weihnachtseinkäufe. Besonders beliebt sind Bücher, Elektronik und Kleidung. «Die Menschen nehmen sich am Sonntag mehr Zeit für die Auswahl», beobachtet Buchhändlerin Maria König aus Kreuzberg. «Es kommen auch mehr Kunden, die beraten werden möchten.»
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey betont die Bedeutung des Einzelhandels für Berlin: «Die verkaufsoffenen Sonntage sind wichtige Impulsgeber für die lokale Wirtschaft. Sie beleben unsere Kieze und sichern Arbeitsplätze.» Die Stadt unterstützt den Handel mit der Kampagne «Kauf lokal», die gezielt für den Einkauf im stationären Einzelhandel wirbt.
Der Handelsverband rechnet für den kommenden Sonntag mit einem Umsatz von etwa 60 Millionen Euro. «Der verkaufsoffene Sonntag kann zwar nicht die gesamte Saison retten, aber er ist ein wichtiger Baustein», so Busch-Petersen. Besonders wichtig sei, dass sich das Wetter von seiner freundlichen Seite zeige.
Für Shoppingsmuffel gibt der Experte einen Tipp: «Kommen Sie entweder gleich zur Öffnung um 13 Uhr oder erst gegen 17 Uhr. In der Zwischenzeit ist erfahrungsgemäß am meisten los.» Wer dem Trubel ganz entgehen möchte, kann natürlich auch online einkaufen – doch das Weihnachtsfeeling der geschmückten Einkaufsstraßen gibt es nur beim persönlichen Besuch.
Die nächsten verkaufsoffenen Sonntage in Berlin sind dann wieder für Januar und Februar 2025 geplant – unter anderem während der Grünen Woche und der Berlinale.