Glücklicher Ausgang: Vermisste 81-jährige Seniorin in Essener Rohbau gefunden
Eine 81-jährige Frau aus Essen, die seit Mittwochabend als vermisst galt, ist am Freitagnachmittag lebend in einem Rohbau im Stadtteil Frohnhausen entdeckt worden. Nach intensiver zweitägiger Suche fanden Einsatzkräfte die desorientierte Seniorin in einem leerstehenden Gebäude unweit ihrer Wohnung.
Die Vermisstenanzeige war am Mittwochabend aufgegeben worden, nachdem die Seniorin nicht wie gewohnt in ihre betreute Wohneinrichtung zurückgekehrt war. Laut Polizeiangaben leidet die Frau an beginnender Demenz und ist auf Medikamente angewiesen, was die Sorge um ihr Wohlbefinden verstärkte.
«Wir haben alle verfügbaren Kräfte mobilisiert und die Suchmaßnahmen im gesamten Stadtgebiet ausgeweitet», erklärte Polizeisprecher Michael Sommer. «Besonders im näheren Umfeld ihrer Wohnung wurden Grünflächen, Parkanlagen und leerstehende Gebäude systematisch durchsucht.»
Ein aufmerksamer Anwohner hatte schließlich am Freitag gegen 14:30 Uhr leise Hilferufe aus dem Rohbau vernommen und umgehend die Polizei verständigt. Die Einsatzkräfte fanden die ältere Dame in einem Kellerraum des Gebäudes – dehydriert und geschwächt, aber ansprechbar.
«Die Dame war orientierungslos und konnte nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen», berichtete eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes, das an der Suchaktion beteiligt war. «Es war ein sehr bewegender Moment, als wir sie lebend fanden.»
Die Seniorin wurde sofort notärztlich versorgt und zur weiteren Behandlung ins Universitätsklinikum Essen gebracht. Nach ersten Erkenntnissen hat sie keine schwerwiegenden Verletzungen erlitten, muss aber wegen der Dehydrierung und Unterkühlung noch einige Tage im Krankenhaus bleiben.
Die Polizei geht davon aus, dass die Frau während eines Spaziergangs die Orientierung verloren hatte und zufällig in das unverschlossene Rohbaugebäude gelangt war. Dort konnte sie offenbar den Ausgang nicht mehr finden.
Der Fall unterstreicht die besondere Gefährdung von Menschen mit Demenz. Experten raten Angehörigen zu speziellen Vorsichtsmaßnahmen. «Bei Menschen mit Demenz ist das Risiko des Verlorengehens erhöht», erklärt Petra Weißmann von der Alzheimer Gesellschaft Essen. «GPS-Tracker, Notfallausweise oder Armband-Identifikationen können in solchen Fällen lebensrettend sein.»
Die örtliche Seniorenberatungsstelle bietet kostenlose Informationsveranstaltungen an, um Angehörige über Schutzmaßnahmen zu informieren. Der nächste Termin findet am kommenden Dienstag im Bürgerhaus Frohnhausen statt.
Die erfolgreiche Suche ist auch dem Engagement der Essener Bevölkerung zu verdanken. Über 50 Freiwillige beteiligten sich an den Suchaktionen, verteilten Flyer und teilten Aufrufe in sozialen Netzwerken.
«Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Zusammenhalt und Aufmerksamkeit in unserer Stadtgemeinschaft sind», betonte Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schmidt. «Ohne die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger hätten wir die Dame vielleicht nicht rechtzeitig gefunden.»
Die Familie der Seniorin bedankte sich in einer Mitteilung für die große Unterstützung und bat gleichzeitig um Privatsphäre für die Zeit der Genesung.