Die Stimmung auf den Straßen ist gespalten. Überall höre ich Diskussionen über die verschärften Grenzkontrollen an deutschen Grenzen. Seit Mitte Oktober setzt Innenministerin Nancy Faeser auf stationäre Kontrollen an allen Landgrenzen. Eine Maßnahme, die laut aktuellem ZDF-Politbarometer bei 73 Prozent der Deutschen auf Zustimmung stößt.
Doch die Realität ist vielschichtiger. Bei meinem Besuch in Konstanz treffe ich Pendler, die täglich die deutsch-schweizerische Grenze überqueren. «Früher war ich in zehn Minuten auf der Arbeit, jetzt plane ich mindestens eine halbe Stunde ein», erzählt mir Markus Berger, der seit 15 Jahren im Nachbarland arbeitet. Die verschärften Kontrollen betreffen nicht nur Migranten, sondern den Alltag tausender Menschen in Grenzregionen.
Interessant finde ich die unterschiedlichen Perspektiven je nach politischer Ausrichtung. Während 97 Prozent der AfD-Anhänger die Maßnahmen befürworten, sehen Unterstützer der Grünen es deutlich kritischer – hier liegt die Zustimmung bei nur 42 Prozent. Letzte Woche erlebte ich selbst einen Stau an der österreichischen Grenze. Eine Familie im Auto neben mir winkte freundlich mit ihren Reisepässen. «Wir haben Verständnis», rief der Vater, «Hauptsache, es hilft.»
Die Kontrollen sind zunächst bis zum 15. Dezember angesetzt. Doch was dann? Experten wie der Migrationsforscher Gerald Knaus warnen vor Symbolpolitik ohne nachhaltige Wirkung. Vielleicht brauchen wir weniger Grenzpolitik und mehr europäische Lösungen. Die Frage bleibt: Wie viel Sicherheit ist uns wie viel Freiheit wert?