Der Berliner Kiez steht unter Spannung, während heute das Urteil im aufsehenerregenden Prozess um einen versuchten Femizid erwartet wird. Vor dem Landgericht Berlin wird über den Fall eines 33-jährigen Mannes entschieden, der seine Ex-Partnerin im Frühjahr 2023 lebensgefährlich verletzt haben soll. Laut Polizeistatistik wurden allein im letzten Jahr über 140 Fälle häuslicher Gewalt mit Todesfolge in Deutschland registriert.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Er soll die Frau mit mehreren Messerstichen attackiert haben, nachdem sie die Beziehung beendet hatte. «Dieser Fall zeigt die erschreckende Eskalation von Kontrollverhalten zu lebensbedrohlicher Gewalt», erklärt Monika Weber von der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen. Die Beweislage gilt als erdrückend, da Zeugen die Tat beobachteten und sofort Hilfe holten.
Als Reporterin, die seit Jahren über Charlottenburg berichtet, bemerke ich die wachsende Betroffenheit im Viertel. Die Nachbarschaft hat Mahnwachen organisiert und Unterstützungsnetzwerke gestärkt. «Die Gemeinschaft steht zusammen gegen diese Form der Gewalt», betont Bezirksstadträtin Helena Krüger.
Die Entscheidung des Gerichts wird als wichtiges Signal für ähnliche Fälle gewertet. Femizide erhalten endlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Das Urteil könnte wegweisend sein für die juristische Bewertung geschlechtsspezifischer Gewalt. Was heute im Gerichtssaal geschieht, wird weit über den Einzelfall hinaus Bedeutung haben.