Am gestrigen Abend bot das Eintracht-Stadion eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch. Der Zweitligist Eintracht Braunschweig schnupperte lange an der Sensation gegen den amtierenden Vizemeister. Unter Flutlicht und vor 23.325 lautstark anfeuernden Fans entwickelte sich ein klassischer Pokalfight. Der VfB Stuttgart setzte sich letztlich mit 3:1 nach Elfmeterschießen durch.
Die Löwen zeigten von Beginn an, dass der Klassenunterschied im DFB-Pokal keine Rolle spielt. Kompakt in der Defensive und mutig im Umschaltspiel stellten sie den favorisierten VfB vor ernsthafte Probleme. Stuttgart-Keeper Alexander Nübel wurde früh zum Unglücksraben, als ein harmloser Distanzschuss von Fabio Kaufmann durch seine Handschuhe rutschte. «So ein Fehler passiert, aber danach zählt nur die Reaktion», kommentierte Nübel später seine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Die Schwaben rannten lange vergeblich an. Erst in der 83. Minute erlöste Neuzugang Ermedin Demirović den VfB mit einem präzisen Kopfball nach Flanke von Jamie Leweling. «In solchen Pokalspielen musst du deine Chancen eiskalt nutzen. Heute hat uns die Geduld gerettet», analysierte Trainer Sebastian Hoeneß.
Im Elfmeterschießen avancierte ausgerechnet Nübel zum Matchwinner. Mit zwei gehaltenen Strafstößen machte er seinen frühen Patzer vergessen. Die Erleichterung auf Stuttgarter Seite war greifbar. Als ich nach dem letzten Elfmeter durch die Stuttgarter Fankurve blickte, sah ich pure Ekstase und tiefe Erleichterung zugleich.
Für den VfB Stuttgart geht die Pokalreise weiter. Der Vizemeister hat seine erste Hürde genommen – wenn auch mit Zittern. Braunschweig bewies einmal mehr, dass der DFB-Pokal seine eigenen Gesetze hat. Die Magie des Wettbewerbs lebt von solchen Abenden, an denen der Fußball zeigt, warum wir ihn so lieben.