Am Donnerstagabend steht für den VfB Stuttgart ein historisches Duell in der Europa League an. Nach 13 Jahren Abstinenz kehren die Schwaben auf die internationale Bühne zurück. Gegner Maccabi Tel Aviv reist mit erheblichem politischen Ballast an. Die Sicherheitsvorkehrungen erreichen ein nie dagewesenes Ausmaß. Rund 1.500 Polizisten werden das Hochrisikospiel absichern – die größte Polizeipräsenz in der Geschichte des Stuttgarter Stadions.
Im Schatten der angespannten Lage in Nahost versuchen beide Teams, den sportlichen Fokus zu wahren. «Wir können die Situation nicht ausblenden, wollen aber auf dem Platz für 90 Minuten Normalität schaffen», erklärt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nachdenklich. Der Respekt vor dem israelischen Meister ist groß. Maccabi hat in den Play-offs überraschend Olympiakos Piräus ausgeschaltet und bereits fünf Europacup-Spiele in dieser Saison gewonnen. Die Stuttgarter Defensive muss besonders Stürmer Dor Turgeman im Auge behalten, der bereits vier internationale Treffer erzielt hat.
Die Vorfreude beim VfB ist trotz des komplexen Umfelds spürbar. «Ein Europacup-Abend in unserem ausverkauften Stadion – davon träumt jeder Fußballer», schwärmt Kapitän Waldemar Anton. Die Rückkehr auf die europäische Bühne markiert einen weiteren Meilenstein der beeindruckenden Entwicklung unter Hoeneß. Vor dem Spiel besuchte die Maccabi-Delegation übrigens die Stuttgarter Synagoge – ein bewegendes Zeichen in unruhigen Zeiten.
Der Fußball verbindet an diesem Abend, was politisch kaum möglich scheint. Wenn der Ball rollt, könnte für 90 Minuten der Sport die Oberhand gewinnen. Für den VfB wäre ein gelungener Auftakt gegen den erfahrenen Europacup-Teilnehmer ein wichtiges Signal auf dem Weg zurück zu alter internationaler Stärke. Die Stuttgarter Nacht hat mehr verdient als politische Spannungen – sie hat großen Fußball verdient.