Im ausverkauften Stuttgarter Stadion schwingt Erwartung mit. Der VfB steht vor dem entscheidenden Saisonfinale gegen Leverkusen. Mit 68 Punkten und nur zwei Zählern Rückstand auf Bayern könnte die Vizemeisterschaft greifbar werden. Eine bemerkenswerte Entwicklung für die Schwaben, die vor drei Jahren noch Relegationsangst hatten.
Die taktische Neuausrichtung unter Trainer Hoeneß trägt Früchte. Seine Umstellung auf ein flexibles 3-4-2-1 machte Stuttgart unberechenbar. «Wir haben uns Schritt für Schritt entwickelt. Jetzt wollen wir die Saison krönen», erklärt Kapitän Waldemar Anton nach dem Abschlusstraining. Beeindruckend bleibt die Heimbilanz von 31 Punkten – Ligaspitze gemeinsam mit Bayern. Der Stimmungswandel ist förmlich greifbar. Wo früher Pfiffe hallten, trägt nun die Cannstatter Kurve die Mannschaft. Besonders auffällig: Die Entwicklung junger Talente wie Millot und Undav. Sie verkörpern den neuen VfB-Stil. Meine Begegnung mit einem 78-jährigen Fan vor dem Stadion spiegelt die Euphorie: «So einen Fußball haben wir seit Magaths Zeiten nicht mehr gesehen.»
Die Bedeutung reicht über das Sportliche hinaus. Ein zweiter Platz wäre das beste Ergebnis seit 2003. Sportvorstand Wehrle sieht langfristige Perspektiven: «Wir bauen etwas Nachhaltiges auf.» Die Frage bleibt: Kann der VfB die Balance zwischen Euphorie und Bodenständigkeit halten? Das Saisonfinale wird mehr als nur ein Spiel – es könnte der Beginn einer neuen Ära sein.