Die Schlachthoftüren öffnen sich bald für digitale Augen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir plant einen Gesetzesentwurf zur Videoüberwachung in Schlachthöfen. Die Initiative zielt auf mehr Tierschutz ab. Besonders kritische Bereiche wie Anlieferung, Betäubung und Entblutung sollen künftig unter ständiger Beobachtung stehen. Der Schutz der Tiere soll dadurch in den entscheidenden Momenten ihrer letzten Stunden verbessert werden.
Die Idee ist nicht neu, aber ihre Zeit scheint gekommen. «Videoüberwachung kann ein wichtiges Instrument sein, um Verstöße gegen den Tierschutz zu verhindern und aufzudecken», erklärt Özdemir. Das Ministerium arbeitet intensiv an den Details. Datenschutzfragen müssen geklärt werden. Wer darf die Aufnahmen sehen? Wie lange werden sie gespeichert? Der Teufel steckt wie so oft im Detail.
Als ich letztes Jahr einen kleinen Familienbetrieb mit Schlachtung besuchte, war die Sorge vor überbordender Bürokratie greifbar. «Wir behandeln unsere Tiere mit Respekt», sagte mir der Inhaber. «Aber jede neue Vorschrift kostet uns Zeit und Geld.» Besonders kleinere Betriebe fürchten den Aufwand.
Die geplante Überwachung steht im Spannungsfeld zwischen Tierschutz und wirtschaftlichen Interessen. In anderen EU-Ländern gibt es bereits ähnliche Systeme. Sie zeigen: Kontrolle kann Missbrauch reduzieren. Vielleicht brauchen wir manchmal fremde Augen, um unsere blinden Flecken zu erkennen. Die Kamera lügt nicht – aber wir müssen hinschauen wollen.