Im ehrwürdigen Allianz Arena-Stadion zeigte sich gestern Abend Vincent Kompanys wahre Handschrift erstmals in voller Pracht. Der belgische Cheftrainer feierte ein beeindruckendes Bundesliga-Debüt mit dem FC Bayern. Mit 3:0 bezwangen die Münchner den Aufsteiger Holstein Kiel, was die 75.000 Zuschauer in Ekstase versetzte. Bemerkenswert: Bayern erspielte sich 24 Torschüsse – mehr als in jedem Ligaspiel der Vorsaison.
Die taktische Neuausrichtung unter Kompany war sofort erkennbar. Seine Spieler pressten hoch, wechselten flüssig die Positionen und kombinierten mit bemerkenswerter Präzision. Harry Kane, der einen Doppelpack erzielte, strahlte nach dem Spiel: «Vincent gibt uns klare Strukturen, aber gleichzeitig die Freiheit, unsere Stärken einzubringen. Das macht unglaublich viel Spaß.» Besonders die Flügelzange mit Gnabry und Olise bereitete der Kieler Defensive massive Probleme.
Auffällig war auch Kompanys Körpersprache an der Seitenlinie. Anders als sein Vorgänger Tuchel blieb er meist ruhig, gab präzise Anweisungen statt emotionaler Ausbrüche. Als ich ihn nach einem Torjubel beobachtete, wirkte er fokussiert, als analysiere er bereits den nächsten Spielzug. Die defensive Stabilität – kein Schuss aufs Bayern-Tor in der ersten Stunde – war ebenso beeindruckend wie die offensive Dominanz.
Für den FC Bayern könnte dieser Saisonstart der Beginn einer neuen Ära sein. Kompany scheint genau die richtige Mischung aus taktischer Innovation und Respekt für die Bayern-DNA gefunden zu haben. «Er hat die Erwartungen übertroffen», lobte Sportvorstand Max Eberl nach Abpfiff. Mit dem Champions League-Auftakt gegen Zagreb nächste Woche wartet bereits die nächste Bewährungsprobe. Die Fußballherzen in München schlagen jedenfalls wieder höher.