Die Werbewelt steht unter Schock. Eine Münchner Agentur namens Odaline sieht sich mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Ehemalige Mitarbeiterinnen berichten von toxischer Arbeitskultur, Machtmissbrauch und sexueller Belästigung. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Schattenseiten einer Branche, die nach außen gern glamourös und kreativ erscheint.
«In der Werbebranche herrscht oft ein problematisches Machtgefälle, besonders zwischen etablierten Führungskräften und jungen Berufseinsteigern», erklärt Medienethikerin Dr. Petra Müller. Die Vorwürfe gegen Odaline folgen einem beunruhigenden Muster. Screenshots von WhatsApp-Nachrichten dokumentieren unangemessene Kommentare. Eine Ex-Mitarbeiterin berichtete mir kürzlich von 80-Stunden-Wochen ohne Überstundenausgleich. Übergriffige Sprüche gehörten zum Alltag. Die Agenturleitung soll Kritik mit dem Satz «Chillt mal, hier wurde niemand vergewaltigt» abgetan haben. Ein erschreckender Umgang mit berechtigten Beschwerden.
Die Branche reagiert betroffen. Mehrere Kunden haben ihre Zusammenarbeit mit Odaline bereits beendet. Was mich besonders nachdenklich stimmt: Die Werbebranche verkauft nach außen progressive Werte und Diversity, während intern teils archaische Strukturen herrschen. Der Fall könnte ein wichtiger Wendepunkt sein. Vielleicht braucht es solche Erschütterungen, damit sich verkrustete Machtverhältnisse endlich verändern.