Die salzige Luft mischt sich mit dem Duft von Tannengrün und Stollen. An Bord der Fregatte Berlin herrscht trotz Dienst auf hoher See festliche Stimmung. Während zu Hause die ersten Weihnachtsmärkte öffnen, bereitet sich auch die Besatzung auf das Fest vor. Die maritime Weihnachtstradition verbindet Pflichtbewusstsein mit heimatlichen Bräuchen – eine besondere Mischung, die ich bei meinem Besuch am Marinestützpunkt Wilhelmshaven hautnah erleben durfte.
«Weihnachten auf See hat seinen ganz eigenen Zauber», erzählt Fregattenkapitän Torben Schmidt. «Wir sind hier wie eine Familie.» In der Messe hängen selbstgebastelte Strümpfe neben nautischen Instrumenten. Der Schiffskoch zaubert traditionelle Festtagsgerichte, während die Besatzungsmitglieder in ihrer Freizeit die Gänge schmücken. Besonders beliebt: die Wichtelaktionen zwischen den Wachschichten und das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern im Aufenthaltsraum.
Beim Rundgang entdecke ich eine Grinch-Figur, die augenzwinkernd an einer Tür baumelt. «Die hat uns der Smut zur Aufmunterung gebastelt», lacht Bootsmann Klara Wegener. «Man braucht sowas, wenn man die Feiertage nicht mit der Familie verbringen kann.» Es sind diese kleinen Details, die berühren. Letztes Jahr wurde ich Zeugin, wie ein Matrose heimlich Plätzchen für die gesamte Wache gebacken hatte – in der winzigen Kombüse ein echtes Kunststück!
Die Traditionen auf See spiegeln unsere gesellschaftliche Sehnsucht nach Gemeinschaft in besonderer Weise wider. Weihnachten auf der Fregatte Berlin zeigt, wie Menschen selbst unter außergewöhnlichen Umständen Wärme und Zusammenhalt schaffen. Während die Lichter der Heimathäfen in der Ferne verblassen, entsteht auf dem Stahlkoloss ein Stück Zuhause – salzig, anders und doch vertraut.