In Essen-Steele sorgt ein besonderer Stand auf dem Weihnachtsmarkt für Überraschung: Zum ersten Mal präsentieren Inhaftierte der JVA Essen selbstgefertigte Produkte. Laut Marktleiter Michael Rademacher gehört der «Knast-Stand» bereits zu den beliebtesten Attraktionen. Etwa 300 Besucher täglich bestaunen und kaufen die handgemachten Holzarbeiten und Dekorationen.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Weihnachtsmarkt und der JVA entstand durch persönliche Kontakte. «Wir wollten den Gefangenen eine Chance geben, ihre Fähigkeiten zu zeigen», erklärt Rademacher. Die Holzarbeiten entstehen in den Werkstätten der Haftanstalt unter professioneller Anleitung. Der Erlös fließt teilweise in Resozialisierungsprogramme. JVA-Sprecherin Maria Köhler betont: «Diese Arbeit gibt den Inhaftierten nicht nur Struktur, sondern auch Selbstwertgefühl.»
Besucher zeigen sich beeindruckt von der Qualität. Eine ältere Dame aus Steele, die gerade einen Holzstern kauft, meint: «Man sieht gar nicht, dass das aus dem Gefängnis kommt!» Was mich besonders berührt: Viele Kunden suchen bewusst das Gespräch mit den JVA-Betreuern, die den Stand betreiben.
Der Erfolg des Projekts überrascht selbst die Organisatoren. Für die kommenden Jahre plant die JVA eine Erweiterung des Angebots. Die Initiative zeigt, wie Weihnachtsmärkte mehr sein können als nur Kommerz – sie schaffen Brücken zwischen unterschiedlichen Lebenswelten mitten in unserer Stadt.