Der beliebte Weinbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz schließt am Sonntagabend für dieses Jahr seine Pforten. Nach 18 Uhr darf kein Wein mehr ausgeschenkt werden. Fast 10.000 Gäste besuchten in dieser Saison den charmanten Treffpunkt im Rheingauviertel, der seit über 50 Jahren zur Berliner Tradition gehört.
Die Zukunft des Weinbrunnens bleibt jedoch ungewiss. Der andauernde Lärmstreit zwischen Anwohnern und Betreibern hat die Bezirkspolitik erreicht. «Wir suchen nach einem tragfähigen Kompromiss, der sowohl die berechtigten Interessen der Anwohner als auch den Erhalt dieser Berliner Institution berücksichtigt», erklärt Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger. Die Beschwerden über Lärmbelästigungen häuften sich in den letzten Jahren. Gleichzeitig betonen viele Stammgäste die besondere Atmosphäre des Weinbrunnens. Als ich vergangenen Donnerstag vor Ort war, herrschte eine ausgelassene, aber keineswegs übermäßig laute Stimmung.
Der Betreiberverein «Rheingauer Weinbrunnen e.V.» hat bereits Maßnahmen ergriffen. Lautsprecher wurden neu ausgerichtet und die Musikanlage gedrosselt. «Wir tun alles, um ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu pflegen», versichert Vereinsvorstand Michael Schroeder. Für die kommende Saison plant das Bezirksamt eine Mediation zwischen allen Beteiligten.
Die Charlottenburger hoffen auf eine Lösung. Der Weinbrunnen ist mehr als ein Ausschank – er ist ein Stück Berliner Lebensart, das es zu bewahren gilt. Die Herausforderung liegt darin, Tradition und Ruhebedürfnis unter einen Hut zu bringen.