Die Festnahme des mutmaßlichen Cyberkriminellen «White Tiger» sorgt in Hamburg für Aufsehen. Der 28-jährige Mann wurde vergangene Woche in seiner Wohnung in Barmbek von Spezialeinheiten festgenommen. Laut Bundeskriminalamt soll er für Hackerangriffe auf mehr als 170 Unternehmen verantwortlich sein, mit einem geschätzten Schaden von 11 Millionen Euro.
«Er ist eher schüchtern und introvertiert», erklärt seine Anwältin Ines Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung. Äußerlich wirkt der schlanke Mann mit Hornbrille und zurückhaltendem Auftreten nicht wie das Klischee eines Hackers. Der gelernte IT-Fachmann lebte unauffällig in einer Zweizimmerwohnung, die Nachbarn beschreiben ihn als höflich, aber distanziert. Besonders auffällig: Seine technische Ausrüstung war hochprofessionell, mit mehreren leistungsstarken Computern und spezieller Verschlüsselungshardware.
Die Ermittler waren ihm durch monatelange internationale Zusammenarbeit auf die Spur gekommen. «Die Cyberkriminalität entwickelt sich rasant weiter«, betont Polizeisprecher Thomas Müller. «Diese Festnahme ist ein wichtiger Erfolg.» Bei meinem Besuch im Viertel spüre ich die Verunsicherung der Anwohner – niemand hatte den Verdacht, neben einem mutmaßlichen Cyberkriminellen zu wohnen.
Die Untersuchungshaft wurde zunächst für drei Monate angeordnet. Experten erwarten einen komplexen Prozess, da die digitalen Beweise umfangreich gesichtet werden müssen. Für die Hamburger Behörden zeigt der Fall deutlich: Die größten Bedrohungen kommen heute oft aus dem Digitalen, nicht von der Straße.