Berlins verborgene Artenvielfalt erlebt ein unerwartetes Comeback. Forscher der Humboldt-Universität haben im vergangenen Jahr vier Insektenarten wiederentdeckt, die als regional ausgestorben galten. Besonders die Wiedersichtung der Blauflügeligen Sandschrecke im Naturpark Schöneberger Südgelände sorgte für Aufsehen. Die letzte dokumentierte Beobachtung lag mehr als 40 Jahre zurück.
«Diese Funde sind kleine Wunder der Stadtnatur», erklärt Dr. Martina Weber vom Berliner Naturschutzbund. «Sie zeigen, dass unsere Renaturierungsprojekte Früchte tragen.» Neben der Sandschrecke wurden auch der Schwarzfleckige Ameisenbläuling, die Rotflügelige Schnarrschrecke und der Kleine Feuerfalter wieder gesichtet. Alle vier Arten benötigen spezifische Lebensräume, die durch Berlins wachsende Grünflächen-Initiative gefördert werden.
Besonders beeindruckend: Die Funde stammen aus verschiedenen Stadtteilen – vom Müggelsee bis nach Spandau. Bei meinem Besuch im Südgelände konnte ich selbst beobachten, wie die blau schimmernden Flügel der Sandschrecke im Sonnenlicht glänzten. Ein seltener Anblick zwischen Bahnschienen und Stadthektik.
Der NABU Berlin plant nun weitere Schutzmaßnahmen für die wiederentdeckten Arten. Bereits im kommenden Frühjahr sollen gezielte Kartierungen stattfinden. Die Wiederentdeckungen machen Hoffnung, dass Berlin trotz Klimawandel und Bebauungsdruck ein wichtiger Rückzugsort für seltene Insekten bleiben kann. Wer weiß, welche verschollenen Arten noch in unseren Stadtwäldern und Brachflächen schlummern?