Die Stadt erwacht in seltsamer Stille. Durch mein Bürofenster sehe ich, wie Demonstranten sich vor dem Rathaus versammeln. «Wohnen ist Menschenrecht» steht auf einem Plakat. Friedrich Merz› jüngster Vorschlag zur Deckelung des Wohngeldes im Bürgergeld 2025 hat die Gemüter erhitzt und treibt Menschen auf die Straße.
Die Wohnungskrise spitzt sich zu. Laut aktueller Statistik sind die Mieten in deutschen Großstädten binnen eines Jahres um durchschnittlich 7,3 Prozent gestiegen. Gleichzeitig kämpfen immer mehr Menschen mit steigenden Lebenshaltungskosten. «Wir können nicht hinnehmen, dass der Staat durch Sozialleistungen die überhitzten Mietmärkte weiter anfeuert», betonte Merz im ZDF-Sommerinterview. Seine Idee: Eine absolute Obergrenze für Mietzuschüsse.
Gestern sprach ich mit Maria Kowalski, alleinerziehende Mutter aus dem Frankfurter Nordend. «Ohne Wohngeld müsste ich wegziehen. Wohin denn?» Ihre Frage blieb unbeantwortet im Treppenhaus hängen. Das Problem ist vielschichtig. Die Wohngeldzahlungen stiegen 2024 auf 2,1 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie 2020. Gleichzeitig fehlen bezahlbare Wohnungen.
Sozialverbände schlagen Alarm. «Wir brauchen keine Kürzungen, sondern Wohnungsneubau», fordert die Präsidentin des Sozialverbands Deutschland. Beim Einkauf neulich flüsterte mir eine ältere Dame zu: «Früher hieß es, arbeite und du kannst dir was leisten. Heute arbeite ich und kann mir trotzdem keine Wohnung leisten.»
Die Debatte offenbart einen tieferen Konflikt unserer Gesellschaft: Was ist gerecht? Wer trägt welche Lasten? In der aufgeheizten Diskussion brauchen wir Lösungen, die Menschen nicht gegeneinander ausspielen. Denn am Ende geht es um ein Grundbedürfnis – ein Dach über dem Kopf.