Als ich gestern die Nachricht von Wolfgang Grupps öffentlichem Bekenntnis las, blieb mir kurz die Luft weg. Der 82-jährige Trigema-Chef, bekannt für seinen wirtschaftlichen Erfolg und seinen Kanarienvogel in der Werbung, sprach erstmals über seinen Suizidversuch in jungen Jahren. Diese Offenheit eines der bekanntesten Unternehmer Deutschlands berührt mich zutiefst.
Mit 20 Jahren stand Grupp am Abgrund. Nach einer schweren Geschäftskrise wollte er nicht mehr leben. «Ich dachte, ich kann nie mehr nach Burladingen zurückkehren», erzählte er im Deutschlandfunk-Interview. Seine Mutter fand ihn rechtzeitig. Dieser Moment veränderte alles. Heute führt er einen erfolgreichen Textilbetrieb mit 1.200 Mitarbeitern und 100 Millionen Euro Jahresumsatz.
Vor wenigen Tagen erlebte ich eine Diskussion unter Freunden über mentale Gesundheit. Wir sprachen darüber, wie selten erfolgreiche Menschen ihre Tiefpunkte zeigen. Grupps Bekenntnis ist daher so wertvoll. Er möchte andere ermutigen, sich Hilfe zu suchen. «Man muss mit jemandem reden können«, betont er. Seine Geschichte zeigt: Nach dem tiefsten Tal kann ein erfülltes Leben folgen.
Die Stärke dieses Unternehmers liegt nicht nur in seinen wirtschaftlichen Erfolgen, sondern in seiner Menschlichkeit. In Zeiten steigender Suizidraten sendet sein Mut ein wichtiges Signal. Manchmal braucht es gerade solche unerwarteten Vorbilder, die uns daran erinnern: Kein Mensch muss sich für Krisen schämen. Und jeder verdient eine zweite Chance.