Gestern streifte ich durch die Dresdner Kunsthalle, wo Wolfgang Tillmans› aktuelle Ausstellung die Besuchermassen anzieht. Seine fotografischen Werke schweben zwischen Dokumentation und Kunst – eine Balance, die mich immer wieder fasziniert. Tillmans, der erste nicht-britische Turner-Preisträger, präsentiert hier Bilder, die unser Sehen grundlegend hinterfragen.
Seine Arbeiten wandern dieses Jahr von Dresden über Remscheid bis nach Paris. Im Centre Pompidou zieht er bereits internationale Aufmerksamkeit auf sich. «Fotografie ist für mich immer eine Frage des Vertrauens», erklärte Tillmans kürzlich in einem Interview. Diese Aussage begleitete mich durch die Ausstellungsräume, während ich seine alltäglichen Motive betrachtete, die er in außergewöhnliches Licht rückt.
Besonders berührend fand ich die Serie «Soldiers», die er während seines Aufenthalts in Afghanistan schuf. Letzten Monat stand ich vor einem dieser Bilder und beobachtete einen älteren Herrn, der minutenlang davor verharrte. Seine Reaktion spiegelte das wider, was Tillmans erreichen will: tiefe emotionale Verbindungen durch scheinbar einfache Bilder.
Die Ausstellung umfasst über 200 Werke aus drei Jahrzehnten. Während ich die Räume durchquerte, erinnerte ich mich an meine erste Begegnung mit seinen Bildern vor zwanzig Jahren. Tillmans zeigt uns die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sie sehen könnten. Das macht ihn zu einer der prägendsten Stimmen der zeitgenössischen Kunst.