In Berlin-Neukölln entsteht ein bemerkenswertes Wohnkonzept, das Umweltbewusstsein mit urbanem Wohnstil verbindet. Familie Berger bewohnt eine 85-Quadratmeter-Wohnung, die nahezu komplett ohne Müllproduktion auskommt. Nach Angaben des Berliner Umweltamts produziert jeder Berliner durchschnittlich 383 Kilogramm Müll pro Jahr – die Bergers kommen mit einem kleinen Behälter aus, der nur alle drei Monate geleert werden muss.
«Nachhaltigkeit muss nicht kompliziert sein», erklärt Lisa Berger, während sie eine selbstgemachte Küchenleuchte aus einer alten Käsereibe präsentiert. Die dreiköpfige Familie hat ihre Wohnung mit Secondhand-Möbeln und kreativen Upcycling-Projekten eingerichtet. Küchenschränke aus einem Abrisshaus, Vorhänge aus alten Betttüchern, selbst die Spielsachen des sechsjährigen Sohns stammen vom Flohmarkt. Besonders stolz ist Familie Berger auf ihr Badezimmer, wo Seifenspender aus Einmachgläsern und waschbare Stofftücher Plastikprodukte ersetzen.
Das Konzept findet in Berliner Wohnvierteln immer mehr Anhänger. Wie der Neuköllner Nachbarschaftstreff «Grünes Wohnen» bestätigt, haben sich die Teilnehmerzahlen bei Zero-Waste-Workshops im letzten Jahr verdoppelt. Interessant zu beobachten ist, wie unterschiedlich die Wohnstile trotz ähnlicher Philosophie ausfallen können – von minimalistisch bis farbenfroh.
Die Zero-Waste-Bewegung verändert langsam das Gesicht Berliner Wohnviertel. Wo früher Einwegverpackungen dominierten, sieht man heute immer öfter Menschen mit Stoffbeuteln und Mehrwegbehältern einkaufen. Die Bergers sind überzeugt: In fünf Jahren werden solche Wohnkonzepte keine Besonderheit mehr sein, sondern Berliner Normalität.