Die Zuckersteuer-Debatte nimmt wieder Fahrt auf. Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hat einen Stein ins Wasser geworfen. Seine Forderung nach finanziellen Anreizen für gesunde Lebensführung sorgt für Wirbel. Gesundheitspolitiker und Ernährungsexperten diskutieren hitzig über den Vorstoß. Die Grundfrage bleibt: Darf der Staat unsere Ernährung steuern?
«Wir müssen endlich verstehen, dass Gesundheit keine reine Privatangelegenheit ist», sagte Gassen im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Seine Idee: Wer gesünder lebt, zahlt weniger Beiträge. Zuckersteuern könnten Teil eines größeren Konzepts sein. Die Krankenkassen sehen darin eine Chance, die explodierenden Kosten für Zivilisationskrankheiten zu senken.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Diabetologin letzten Monat. Sie behandelt täglich die Folgen von Fehlernährung. «Der durchschnittliche Deutsche konsumiert jährlich 35 Kilogramm Zucker«, erklärte sie kopfschüttelnd. Die Dimension wurde mir erst bewusst, als ich versuchte, eine Woche zuckerfrei zu leben. Ein Ding der Unmöglichkeit ohne radikale Umstellung.
Die Debatte berührt Grundsätzliches: Wo endet persönliche Freiheit, wo beginnt gesellschaftliche Verantwortung? Andere europäische Länder haben längst Zuckersteuern eingeführt. In Großbritannien sind zuckerhaltige Getränke seit 2018 teurer. Die Hersteller haben reagiert und ihre Rezepturen angepasst. Vielleicht brauchen wir nicht mehr Vorschriften, sondern mehr Bewusstsein für die süße Gefahr im Alltag.