Wenn die Insel plötzlich ferner rückt – Bahnärger zwischen Hamburg und Sylt
Der Wind peitscht über die Gleise, während ich am Bahnsteig stehe und auf die Anzeigetafel starre. «Verspätung: 120 Minuten» blinkt mir entgegen. Ein alltägliches Bild dieser Tage für Reisende zwischen Hamburg und Sylt. Seit Anfang Juni kämpfen Pendler und Urlauber mit massiven Einschränkungen auf dieser beliebten Strecke.
Die Deutsche Bahn hat den Zugverkehr zwischen Hamburg und Westerland deutlich reduziert. Statt der üblichen stündlichen Verbindung fahren die Züge nur noch alle zwei Stunden. Der Grund: Bauarbeiten am Hindenburgdamm, der einzigen Festlandverbindung zur Nordseeinsel. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten», erklärt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Doch für viele Reisende ist das ein schwacher Trost.
Gestern erlebte ich selbst, wie eine Gruppe Sylturlauber verzweifelt nach Alternativen suchte. «Wir haben das Ferienhaus seit Monaten gebucht, aber von den Zugproblemen wussten wir nichts», klagte eine Mutter aus München. Besonders bitter: Die Einschränkungen sollen noch bis Ende Juni andauern – mitten in der beginnenden Hauptsaison.
Die Situation zeigt einmal mehr die Verletzlichkeit unserer Infrastruktur. Wenn eine einzige Strecke ausfällt, hat das weitreichende Folgen für Tausende. Die Nordseeinsel mag für viele ein Sehnsuchtsort sein, doch momentan scheint sie ferner denn je – zumindest für alle, die auf die Bahn angewiesen sind.