Der Rhythmus des grünen Sandes unter den Füßen, das melodische Ploppen der Tennisbälle in der Stuttgarter Luft – hier schreibt Alexander Zverev gerade sein persönliches Sommermärchen. Nach einem beeindruckenden 7:6, 6:2 gegen den Amerikaner Ben Shelton steht der Hamburger im Finale des ATP-Turniers von Stuttgart. Selten habe ich unseren Tennishelden so fokussiert und gleichzeitig gelöst spielen sehen.
Im entscheidenden Tiebreak des ersten Satzes bewies Zverev Nervenstärke. Seine Aufschläge erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h. Der kraftvolle Shelton, bekannt für seinen explosiven Linkshänder-Aufschlag, fand kaum Mittel gegen Zverevs präzises Spiel. «Auf Rasen ist jeder Punkt ein Kampf. Ich musste mich auf meine Stärken besinnen und geduldig bleiben», erklärte Zverev nach dem Match mit sichtlicher Zufriedenheit. Besonders beeindruckend war sein verbessertes Netzspiel – ein Element, das er in den letzten Monaten intensiv trainiert hat. Als ich ihn im April in Monte Carlo beobachtete, wirkte dieses Element noch wackelig. Jetzt bewegt er sich mit erstaunlicher Leichtigkeit nach vorne. Die deutschen Fans auf dem Center Court feierten jeden gewonnenen Punkt ihres Champions mit Begeisterung. Eine Dame in der ersten Reihe schwenkte bei jedem Ass eine kleine schwarz-rot-goldene Fahne.
Das Stuttgarter Rasenturnier hat sich als perfekte Vorbereitung für Wimbledon etabliert. Für Zverev könnte es zum Wendepunkt werden. Nach Jahren der Grand-Slam-Frustration scheint er endlich die richtige Balance gefunden zu haben. Der Weg ist noch lang, aber die Richtung stimmt. Und manchmal braucht es genau solche Momente des Gelingens, um Großes zu erreichen.