Als der aktuelle Linken-Vorstoß zu den NVA-Reservisten auf meinem Bildschirm erschien, musste ich zweimal lesen. Eine ungewöhnliche Idee: Ehemalige Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR könnten für den Heimatschutz rekrutiert werden. Die Debatte trifft einen historischen Nerv in unserer Gesellschaft, mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Der Linken-Politiker Sören Pellmann argumentiert, dass die militärischen Fähigkeiten dieser Menschen nicht ungenutzt bleiben sollten. «Wir haben über 50-Jährige mit Militärerfahrung, die zum Teil hochqualifiziert sind», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ein Gedanke, der Verteidigungsexperten überrascht. Die Bundeswehr hat tatsächlich bereits rund 60.000 Reservisten im Bestand, doch der Bedarf wächst angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage.
Letzte Woche traf ich einen ehemaligen NVA-Offizier beim Einkaufen. Mit 63 Jahren ist er fit und sachkundig. «Meine Ausbildung war streng, aber gut», erzählte er mit einem Anflug von Stolz. Ich fragte mich, ob er sich in einer Krisensituation wieder in Uniform sehen würde.
Die Diskussion zeigt mehr als nur militärische Überlegungen. Sie berührt Fragen von Integration und Anerkennung ostdeutscher Lebensleistungen. Während die einen darin eine pragmatische Ressourcennutzung sehen, befürchten andere ideologische Konflikte. In Zeiten wachsender Spannungen zwischen Ost und West könnte diese Debatte letztlich mehr über unsere gesellschaftliche Einheit aussagen als über militärische Strategie.