Die Stille auf Deutschlands Baustellen ist bedrückend. Was einst vom Lärm der Betonmischer und Kräne erfüllt war, liegt vielerorts brach. Die Wohnungsbaukrise trifft uns 2024 mit voller Wucht – trotz dringendem Bedarf an neuem Wohnraum.
Gestern sah ich eine verlassene Baugrube in Berlin-Mitte. Das Fundament war gelegt, doch die Arbeiten ruhen seit Monaten. Ein symbolisches Bild für die aktuelle Lage. Die Ampelkoalition hatte 400.000 neue Wohnungen jährlich versprochen. Tatsächlich wurden 2023 nur etwa 270.000 Wohneinheiten fertiggestellt, Tendenz weiter sinkend.
«Die Baukosten sind seit 2020 um fast 40 Prozent gestiegen, während gleichzeitig die Finanzierungsbedingungen sich dramatisch verschlechtert haben», erklärt Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Die Kombination aus hohen Zinsen, explodierenden Materialkosten und strengen Energievorgaben macht viele Projekte unwirtschaftlich.
Beim Bäcker traf ich letzte Woche einen befreundeten Architekten. «Wir haben so viele Aufträge storniert bekommen wie nie zuvor», seufzte er. Besonders der Mittelstand und junge Familien ziehen sich vom Hausbau zurück.
Die Kommunen stecken in der Zwickmühle: Einerseits wächst der Druck, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, andererseits fehlt das Geld für staatlich geförderte Bauprojekte.
Experten sehen in vereinfachten Bauvorschriften und gezielten Förderungen mögliche Auswege. Ob die aktuelle Krise bald überwunden wird? Die Zeichen stehen nicht gut. Für viele Wohnungssuchende bleibt der Traum vom eigenen Zuhause vorerst ein Luftschloss auf unsicherem Fundament.