Als ich gestern durch die Berliner Bezirke spazierte, fiel mir die bunte Vielfalt der Menschen auf, die unsere Hauptstadt prägt. Genau diese Vielfalt sorgte kürzlich für Diskussionen, als CDU-Chef Friedrich Merz behauptete, dass «kleine Eriswiler» in manchen Stadtvierteln «nicht mehr auftauchen» würden. Eine Aussage, die für viel Wirbel sorgte und die Frage aufwirft: Wie steht es wirklich um das Zusammenleben in unseren Städten?
Kriminologe Christian Walburg von der Uni Münster sieht das differenzierter. «Die bloße Präsenz von Menschen mit Migrationsgeschichte ist kein Problem für die Sicherheit«, betont er gegenüber dem MDR. Die Forschung zeigt: Nicht die Herkunft, sondern soziale Faktoren wie Armut und fehlende Perspektiven beeinflussen die Kriminalitätsrate in Stadtvierteln.
Letzten Sommer erlebte ich selbst in einer Berliner Grundschule, wie Kinder verschiedenster Herkunft miteinander spielten – ohne die Vorurteile, die wir Erwachsenen manchmal haben. Was dort zählte, waren gemeinsame Interessen und Freundschaften, nicht die Abstammung.
Experten wie Soziologe Aladin El-Mafaalani betonen stets die Bedeutung von Begegnungsräumen und Teilhabechancen. Ein funktionierendes Bildungssystem und gleiche Chancen für alle Kinder seien entscheidend für ein friedliches Miteinander.
In unseren Debatten über Migration sollten wir daher genauer hinschauen. Nicht das «fremde Aussehen» sorgt für Probleme, sondern mangelnde Integration und soziale Ungleichheit. Die wahre Herausforderung liegt nicht in der kulturellen Vielfalt, sondern in der Frage, wie wir allen Menschen echte Teilhabe ermöglichen.