Der Wind spielte gestern mit den Wahlplakaten vor dem Bürgerhaus in Dietzhölztal. Die Spannung war greifbar. Nach acht Jahren unter Andreas Thomas (CDU) hat die Gemeinde nun einen neuen Bürgermeister gewählt: Stefan Scholl (SPD) setzte sich mit 53,6 Prozent der Stimmen durch und löst damit den bisherigen Amtsinhaber ab.
Die Wahlbeteiligung lag bei beachtlichen 67,2 Prozent – ein Zeichen, dass kommunale Demokratie hier ernst genommen wird. Der 44-jährige Scholl, bisher als Verwaltungsfachwirt tätig, bringt frische Perspektiven mit. «Ich möchte eine Politik des Zuhörens und Mitnehmens etablieren», erklärte er bei seiner ersten Ansprache nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Seine Konkurrentin Silvia Wrenger-Knispel (CDU) kam auf 46,4 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis zeigt eine Gemeinde im politischen Wandel.
Als ich gestern die Schlange vor dem Wahllokal sah, war die Bedeutung dieser Entscheidung spürbar. Eine ältere Dame vor mir meinte: «Endlich mal ein Wechsel. Das tut der Gemeinde gut.» Nicht alle teilen diese Meinung. Die knappen Wahlergebnisse spiegeln eine geteilte Gemeinschaft wider. Die Herausforderungen für den neuen Bürgermeister werden nicht gering sein.
In Zeiten, in denen das Vertrauen in Politik schwindet, sind solche Kommunalwahlen ein wichtiges Fundament unserer Demokratie. Stefan Scholl wird sein Amt am 1. September 2024 antreten. Bis dahin bleibt Dietzhölztal im Übergang – zwischen Abschied und Neuanfang, zwischen Tradition und Aufbruch.