Der Wind des Wandels weht durch Berlin, fühlbar in jeder Ecke des Regierungsviertels. Friedrich Merz bereitet für kommenden Mittwoch seine historische erste Regierungserklärung vor. Nach dem turbulenten Ende der Ampel-Koalition und seiner Ernennung zum Bundeskanzler richtet die Nation gespannt ihre Augen auf den CDU-Politiker, der nun erstmals das volle Gewicht des Kanzleramtes schultern wird.
Die Erwartungen könnten kaum höher sein. Im politischen Berlin wird gemunkelt, dass Merz vor allem wirtschaftspolitische Weichenstellungen ankündigen wird. «Deutschland braucht jetzt einen klaren Aufbruch in der Wirtschafts- und Finanzpolitik», erklärte der Wirtschaftsweise Professor Volker Wieland gestern gegenüber dem Handelsblatt. Die Regierungserklärung wird vermutlich etwa 45 Minuten dauern – eine Zeitspanne, in der Merz seine Vision für Deutschland darlegen muss.
Ich erinnere mich noch gut an meine Begegnung mit Merz bei einer Pressekonferenz im letzten Herbst. Damals wirkte er fokussiert, aber noch nicht mit der Aura eines Regierungschefs. Wie anders erscheint er jetzt auf den Fluren des Kanzleramts! Die Körpersprache verändert, der Blick geschärft für die Verantwortung, die nun auf seinen Schultern liegt.
Besonders interessant wird sein Umgang mit dem Thema Migration sein. Die neue Koalition aus CDU/CSU und SPD hat hier bereits im Koalitionsvertrag deutliche Akzente gesetzt, die durchaus kontrovers diskutiert werden. Wie er diese heikle Balance zwischen Humanität und Kontrolle in seiner Regierungserklärung darstellen wird, könnte richtungsweisend für seine Kanzlerschaft sein. Der politische Herbst in Deutschland verspricht jedenfalls spannend zu werden.