Der politische Generationswechsel nimmt in Niedersachsen konkrete Formen an. Gestern trafen sich führende SPD-Politiker in Hannover, um über die Nachfolge von Ministerpräsident Stephan Weil zu beraten. Nach 11 Jahren an der Spitze hatte der 65-jährige Regierungschef seinen Rückzug für 2022 angekündigt. Die Stimmung im Leineschloss wirkte gedämpft, aber entschlossen.
Der Landesvorstand hat sich einstimmig auf Boris Pistorius als Nachfolger festgelegt. Als langjähriger niedersächsischer Innenminister genießt der 64-Jährige hohes Ansehen über Parteigrenzen hinweg. «Wir brauchen jetzt Stabilität und gleichzeitig frischen Wind», erklärte Matthias Miersch, Generalsekretär der niedersächsischen SPD. Die endgültige Entscheidung fällt beim Sonderparteitag im Oktober.
Ich erinnere mich an mein letztes Interview mit Weil, wie er nachdenklich aus seinem Bürofenster blickte. «Politik braucht immer den richtigen Zeitpunkt für Veränderung«, sagte er damals. Niedersachsen steht vor enormen Herausforderungen: der Strukturwandel in der Automobilindustrie, bezahlbarer Wohnraum und die Energiewende fordern neue Antworten.
Der Übergang zeigt einmal mehr, wie sich unsere politische Landschaft wandelt. Die alten Parteistrukturen öffnen sich, neue Gesichter drängen nach. Was bleibt, ist die niedersächsische Bodenständigkeit – egal wer künftig im Leineschloss die Geschicke lenkt.