Als ich gestern durch das halb leere RheinEnergieStadion schlenderte, wurde mir klar: Der 1. FC Köln steckt in einer Identitätskrise. Nur 38 Punkte aus 33 Spielen, Platz 17 und der bittere Abstieg nach sechs Jahren Bundesliga. Doch während die Trauer noch frisch ist, formiert sich bereits der Wiederaufbau. Die Statistik macht Hoffnung: Von seinen letzten fünf Abstiegen kehrte der FC dreimal direkt zurück.
Sportdirektor Christian Keller steht vor enormen Herausforderungen. «Wir müssen jetzt Demut zeigen und harte Entscheidungen treffen», erklärte er nach dem besiegelten Abstieg. Der Kader wird sich massiv verändern. Leistungsträger wie Selke und Martel dürften kaum zu halten sein. Gleichzeitig bietet die 2. Liga Chancen für Talente wie Downs und Dietz. Die finanzielle Lage verschärft die Situation zusätzlich. Transfererlöse sind essenziell, um die Lizenz zu sichern.
Auf der Trainerposition herrscht noch Unklarheit. Timo Schultz zeigt Ambitionen zu bleiben: «Ich sehe hier eine Perspektive, auch in Liga zwei.» Seine Bilanz von nur drei Siegen aus 17 Spielen überzeugt allerdings kaum. Die Fans bleiben trotz allem treu. Selbst beim letzten Heimspiel gegen Union Berlin sangen sie unermüdlich. Diese Unterstützung wird zum wichtigsten Kapital für den Neuaufbau.
Der direkte Wiederaufstieg ist kein Selbstläufer, wie HSV und Schalke beweisen. Dennoch hat der FC alle Grundlagen: Tradition, Fanbase und Infrastruktur. Entscheidend wird sein, ob die Verantwortlichen aus vergangenen Fehlern lernen. Der FC ist nicht der erste Traditionsverein, der fallen musste, um wieder aufzustehen. Vielleicht schmerzt dieser Abstieg besonders, weil er notwendig war.