Der Wind um die Vier-Tage-Woche weht stärker denn je durch unsere Büros und Fabrikhallen. Gestern mischte sich Friedrich Merz mit deutlichen Worten in die Debatte ein. Der CDU-Vorsitzende kritisierte das Modell scharf als «leistungsfeindlich» und warnte vor wirtschaftlichen Folgen.
In meinem Bekanntenkreis spaltet das Thema die Gemüter. Marie, Personalerin in einem Mittelstandsunternehmen, experimentiert bereits: «Wir haben die Arbeitszeit auf vier Tage verdichtet, bei gleichem Gehalt. Die Produktivität ist gestiegen, nicht gesunken.» Die Zahlen geben ihr Recht. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Forsa wünschen sich 71 Prozent der Deutschen flexiblere Arbeitszeiten.
Während ich über diese Zeilen nachdenke, erinnere ich mich an mein Gespräch mit Professor Weber von der Universität München. «Die Vier-Tage-Woche ist kein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel, aber ein wichtiger Baustein für moderne Arbeitskonzepte», erklärte er mir bei unserem Kaffee.
Letzte Woche besuchte ich eine Druckerei, die seit einem Jahr das neue Modell praktiziert. Der Krankenstand sank um 30 Prozent. Die Mitarbeiter strahlten. Gleichzeitig kämpfen traditionelle Branchen mit Umsetzungsfragen.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Arbeit definiert sich neu. Die Vier-Tage-Woche ist mehr als ein Trend – sie könnte ein Kulturwandel sein. Zwischen Merz› Warnungen und den positiven Erfahrungen vieler Unternehmen steht die Frage: Welchen Wert geben wir der Balance zwischen Arbeit und Leben?