In Hamburg sind diese Woche fünfzehn ehemalige jüdische Bürger zu Besuch, die einst vor den Nationalsozialisten fliehen mussten. Die Stadt hat sie im Rahmen des Besuchsprogramms eingeladen, das seit mehr als 60 Jahren besteht. Laut Hamburger Senat haben seit 1960 über 1.000 Vertriebene und ihre Nachkommen an diesem wichtigen Programm teilgenommen.
Die Gäste, mittlerweile zwischen 80 und 96 Jahren alt, kommen aus Ländern wie Israel, USA und Großbritannien. Sie wurden gestern vom Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher im Rathaus empfangen. «Diese Begegnungen sind für uns alle von unschätzbarem Wert. Sie helfen uns, die Vergangenheit zu verstehen und Lehren für die Zukunft zu ziehen», sagte Tschentscher in seiner bewegenden Ansprache.
Für die Teilnehmer ist der Besuch emotional aufwühlend. Viele sehen ihre Geburtsstadt zum ersten Mal seit ihrer Flucht wieder. Ruth Steinberg, 92, erzählte mit Tränen in den Augen: «Als Kind musste ich Hamburg verlassen. Heute fühle ich Frieden, wenn ich durch die Straßen meiner Kindheit gehe.»
Das zweiwöchige Programm umfasst Besuche an früheren Wohnorten, Schulen und bedeutsamen Plätzen. Als Hamburgerin spüre ich bei jeder Begegnung mit den Zeitzeugen, wie wertvoll diese Verbindung zur Geschichte unserer Stadt ist.
Diese Einladungen werden weitergehen – als Zeichen der Versöhnung und Verantwortung. In Zeiten wachsenden Antisemitismus weltweit gewinnt das Programm zusätzlich an Bedeutung. Die Erinnerungen dieser Menschen sind kostbare Mahnungen, die unser kollektives Gedächtnis prägen und uns für die Zukunft sensibilisieren.