Der Blick vom Schreibtisch schweift über die Nachrichtenlage des Tages. Zwischen Krisenberichten und politischen Debatten findet sich eine Personalie mit besonderer Bedeutung: Michael Brand aus Fulda übernimmt das Amt des Bundesbeauftragten für Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland. Eine Position, die mehr denn je notwendig erscheint.
In unserer Gesellschaft sind Vorurteile gegen Sinti und Roma noch immer weit verbreitet. Brand, der erfahrene CDU-Politiker aus Osthessen, bringt jahrelange Erfahrung im Bereich Menschenrechte mit. «Die Würde jedes Menschen ist unantastbar – das gilt selbstverständlich auch für Sinti und Roma», betonte der 51-Jährige bei seiner Ernennung. Als Nachfolger von Mehmet Daimagüler wird er sich nun für die Belange der etwa 70.000 deutschen Sinti und Roma einsetzen.
Erst kürzlich erlebte ich bei einer Kulturveranstaltung, wie wenig viele Menschen über die jahrhundertelange Geschichte und Kultur dieser Minderheit in Deutschland wissen. Dabei gehören Sinti und Roma seit über 600 Jahren zu unserem Land. Die systematische Verfolgung und Ermordung im Nationalsozialismus, von den Betroffenen als «Porajmos» bezeichnet, ist Teil unserer historischen Verantwortung.
Brands Amtsübernahme fällt in eine Zeit, in der rechtspopulistische Strömungen europaweit erstarken. Der Schutz von Minderheiten wird dadurch umso wichtiger. Die Ernennung eines CDU-Politikers zeigt auch, dass der Einsatz gegen Diskriminierung keine Frage politischer Lager sein sollte. Vielmehr geht es um gemeinsame demokratische Grundwerte und die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.