Als ich gestern durch meine Facebook-Timeline scrollte, sprang mir eine ungewöhnliche Diskussion ins Auge. Ein harmloser Post über die Original Thüringer Rostbratwurst hatte sich zu einem regelrechten Kulturkampf entwickelt. Über 230 Kommentare in wenigen Stunden – unsere kulinarische Identität scheint einen empfindlichen Nerv zu treffen.
Die Debatte entzündete sich an der Frage, wie eine «echte» Thüringer Bratwurst beschaffen sein muss. «Ohne Kümmel ist es keine Thüringer», wetterte ein User. «Mit Majoran, bitte, sonst kannst du es gleich lassen», konterte ein anderer. Selbst die Bratzubereitungsmethode wurde leidenschaftlich diskutiert. Als gebürtige Erfurterin erinnere ich mich an die Familientreffen, bei denen die Bratwurstfrage regelmäßig für erhitzte Gemüter sorgte.
Was mich besonders faszinierte: Die Kommentare kamen von Thüringern weltweit. Sogar aus Kanada meldete sich ein Auswanderer, der schrieb: «Seit 20 Jahren versuche ich hier, eine vernünftige Thüringer zu bekommen. Ohne Erfolg.» Die Bratwurst ist eben mehr als Nahrung – sie ist Heimatgefühl.
Die Thüringer Bratwurst genießt seit 2003 EU-weiten Schutz als regionale Spezialität. Doch wie der Facebook-Sturm zeigt, schützt das nicht vor leidenschaftlichen Debatten. Vielleicht ist es gerade diese emotionale Bindung, die unsere Esskultur so lebendig hält. Und am Ende eint uns alle der Genuss – egal ob mit oder ohne Kümmel.