Der Morgennebel um Schloss Linderhof hat heute etwas Magisches. Zwischen den kunstvollen Gartenanlagen und vergoldeten Brunnen weht ein Hauch von Weltgeschichte. Die UNESCO hat gestern die Königsschlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof in die Welterbeliste aufgenommen. Ein Ritterschlag für bayerische Kulturschätze und die Erfüllung eines lang gehegten Traums.
Die Schlösser von König Ludwig II. ziehen jährlich über fünf Millionen Besucher an. Doch mehr als Touristenmagnete sind sie Zeugnisse einer einzigartigen Baukunst. «Diese Schlösser verkörpern nicht nur Ludwig II. als Bauherrn, sondern spiegeln eine Epoche wider, in der Träume wichtiger waren als politische Realitäten», erklärt Kulturministerin Ulrike Scharf beim Festakt. Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch in Neuschwanstein. Der Blick vom Marienbrücke ließ mich verstehen, warum dieser Ort Menschen aus aller Welt verzaubert.
Die Entscheidung fiel bei der UNESCO-Tagung in Neu-Delhi. Bemerkenswert ist die Begründung: Die Schlösser seien «herausragende Beispiele für Historismus und symbolische Architektur». Besonders gewürdigt wurde ihre Verbindung von Technik und Kunst. In Herrenchiemsee etwa funktionierte bereits 1886 eine elektrische Klingel. Zwischen Märchenschlössern und technischen Innovationen spannt sich ein faszinierender Bogen bayerischer Geschichte.
Was bedeutet dieser Titel für die Zukunft? Er verpflichtet zum Erhalt, bringt aber auch neue Herausforderungen. Zwischen Besucheransturm und Denkmalschutz balancieren nun Welterbe-Regeln. Bayerns Traumschlösser – gestern königliche Vision, heute globales Kulturerbe.