Der Kalender zeigt Mai, und bereits jetzt fiebern viele dem Sommer entgegen. Doch während manche Bundesländer bereits in sechs Wochen die Schulranzen in die Ecke werfen dürfen, müssen andere noch deutlich länger die Schulbank drücken. Diese Staffelung ist kein Zufall, sondern ein kompliziertes System mit langer Tradition.
Die Ferienregelung in Deutschland folgt einem ausgeklügelten Rotationsprinzip, das von der Kultusministerkonferenz bis 2030 festgelegt wurde. Dabei steht eines fest: Bayern und Baden-Württemberg bekommen stets die spätesten Ferientermine zugewiesen. «Die Süddeutschen genießen traditionell den Vorteil, dass ihre Ferienzeit in die Erntezeit fällt», erklärt Bildungsexperte Dr. Martin Leinweber. Eine Regelung, die auf die 1960er Jahre zurückgeht, als die Mithilfe der Schüler bei der Ernte noch relevant war.
Letzten Sommer erlebte ich selbst die Folgen dieser Staffelung. Während meine Hamburger Freunde bereits am überfüllten Ostseestrand lagen, saß ich noch im Büro und sah die Urlaubsfotos in den sozialen Medien. Der Ferienreiseverkehr wird durch die Staffelung zwar entzerrt, doch familiäre Treffen zwischen Nord und Süd werden zum logistischen Albtraum.
Immer wieder flammen Diskussionen über eine gerechtere Verteilung auf. Doch Bayern beharrt auf seinem späten Ferienblock, während Nordländer wie Hamburg mit den Herbstferien argumentieren. Ein bundesweiter Konsens scheint unmöglich. Vielleicht sollten wir akzeptieren: Der perfekte Ferienkalender bleibt eine Illusion – genau wie der perfekte Sommerurlaub ohne Stau.