Die rechtsextreme Jugendszene Berlins steht am Scheideweg. Laut dem Extremismusforscher Dr. Michael Weber schrumpft die Anhängerschaft der bekannten Neonazi-Gruppe «Nationaler Widerstand Berlin» seit Monaten. «Wir beobachten einen Rückgang von etwa 30 Prozent bei Veranstaltungen und Online-Aktivitäten», erklärt Weber im Gespräch mit unserer Redaktion.
In Lichtenberg, einst Hochburg der rechten Szene, bleiben die monatlichen Treffen immer öfter unter sich. Die Polizei Berlin registrierte im letzten Quartal nur halb so viele rechtsextreme Vorfälle wie im Vorjahreszeitraum. Dennoch warnen Experten vor voreiligem Aufatmen. «Die Krise der organisierten Strukturen bedeutet keine Entwarnung», betont Petra Schumann vom Berliner Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus. Die Ideologie verlagere sich zunehmend in digitale Räume und kleinere, weniger sichtbare Zellen.
Beim Spaziergang durch Lichtenberg fällt auf: Wo früher Schmierereien und Aufkleber das Stadtbild prägten, sind die sichtbaren Zeichen rechtsextremer Präsenz zurückgegangen. Die Krise der Szene könnte jedoch gefährliche Folgen haben. «Wir müssen wachsam bleiben», mahnt Weber. «Frustrierte Mitglieder könnten zu drastischeren Aktionen greifen, um Aufmerksamkeit zu erlangen.» Der Bezirk plant derweil ein verstärktes Präventionsprogramm für Schulen.