Nach dem bitteren Bundesliga-Abstieg hat Darmstadt 98 einen beachtlichen Saisonstart hingelegt. Mit sieben Punkten aus drei Spielen stehen die Südhessen auf Platz zwei der Tabelle – eine Position, die vor wenigen Wochen kaum jemand erwartet hätte.
Die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht zeigt eine beeindruckende Verwandlung. Die defensive Stabilität ist zurückgekehrt, nur zwei Gegentore sprechen eine deutliche Sprache. «Letztes Jahr haben wir viele solcher Spiele nicht gezogen», analysiert Torhüter Marcel Schuhen treffend nach dem jüngsten 1:0-Arbeitssieg gegen Ulm. Der Schlussmann, einer der Anführer im Team, wirkt deutlich entspannter als in der verkorksten Vorsaison. Auffällig ist die neue taktische Flexibilität. Lieberknecht wechselt situativ zwischen Dreier- und Viererkette, lässt seine Mannschaft mal hoch pressen, mal kompakt verteidigen. Neuzugang Isac Lidberg entpuppt sich als Glücksgriff. «Die Mannschaft hat mich sofort aufgenommen», verrät der schwedische Stürmer, der bereits zweimal traf.
Besonders beeindruckend: die Stimmung am Böllenfalltor. Während meines Stadionbesuchs war die Unterstützung der Fans trotz des Abstiegs ungebrochen. Die «98er» haben ihre Identität wiedergefunden – bodenständig, kämpferisch, mit Herz. Der Neuanfang in Liga zwei könnte zum Wendepunkt werden. Doch Vorsicht: Die Saison ist jung, die Konkurrenz stark. Was bleibt, ist die Erkenntnis: In Darmstadt wächst wieder etwas zusammen. Und das ist mehr wert als jeder kurzfristige Erfolg.