Der Abschied kam schneller als gedacht. Richard Lutz, seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, muss seinen Posten räumen. Die Bundesregierung hat die Reißleine gezogen. Nach Jahren voller Verspätungen, Zugausfälle und einer maroden Infrastruktur ist die Geduld offenbar aufgebraucht. Für viele Bahnreisende kommt dieser Schritt nicht überraschend – zu oft standen sie frierend auf Bahnsteigen, während die Anzeigetafeln immer neue Verspätungen verkündeten.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2023 erreichten nur 64 Prozent der Fernzüge pünktlich ihr Ziel. Das umfangreiche Sanierungsprogramm der Infrastruktur kommt nur schleppend voran. «Die Deutsche Bahn braucht einen Neuanfang und frische Impulse», erklärte Verkehrsminister Volker Wissing bei der Bekanntgabe der Entscheidung. Bemerkenswert: Noch im Februar hatte Lutz einen neuen Vertrag bis 2028 erhalten. Doch die dramatische Verschlechterung der Betriebsqualität ließ der Regierung kaum eine andere Wahl.
Ich erinnere mich an mein Gespräch mit einem Zugbegleiter letzten Monat. «Wir an der Basis bekommen den Frust der Reisenden täglich ab», erzählte er mir. «Aber die Probleme sind hausgemacht und über Jahrzehnte gewachsen.» Tatsächlich wurde die Bahn-Infrastruktur seit der Bahnreform 1994 kontinuierlich auf Verschleiß gefahren. Die aktuellen Probleme sind also nicht allein Lutz anzulasten.
Was bedeutet dieser Wechsel für uns Bahnfahrende? Die Hoffnung auf schnelle Besserung dürfte vergeblich sein. Die Infrastruktur bleibt marode, die Generalsanierung wird Jahre dauern. Doch vielleicht bringt ein neuer Kopf an der Spitze frischen Wind und den Mut zu radikalen Veränderungen. Für die deutsche Verkehrswende wäre das bitter nötig.