Die Energie, die uns umgibt, wandelt sich so schnell wie selten zuvor. Gestern noch Kohle und Gas, morgen schon Wind und Sonne. Doch brauchen wir wirklich so viele neue Gaskraftwerke, wie die Bundesregierung plant? Eine aktuelle Studie der Universität Flensburg stellt diese Pläne jetzt grundlegend infrage. Sie zeigt: Deutschland könnte mit deutlich weniger auskommen als bisher angenommen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Während die Bundesregierung von einem Bedarf an 24 Gigawatt neuer Kraftwerksleistung ausgeht, sieht die Studie nur 17 Gigawatt als notwendig an. Das klingt technisch, bedeutet aber konkret: Milliardeneinsparungen für uns alle. Professor Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum betont: «Überdimensionierung der Gaskraftwerke würde unnötige Kosten verursachen und könnte die Energiewende verlangsamen.»
Letzte Woche besuchte ich ein kleines Windkraft-Projekt im Münsterland. Der Kontrast zur Debatte um Großkraftwerke hätte deutlicher nicht sein können. «Wir produzieren schon heute oft mehr Strom als wir nutzen können», erklärte mir der Betreiber. Die wahre Herausforderung liegt längst woanders: Speicher, intelligente Netze, flexible Nachfragesteuerung.
NRW steht besonders im Fokus. Hier sollen mehrere der neuen Kraftwerke entstehen. Ob in Herne, Duisburg oder Köln – die Planungen laufen. Doch vielleicht lohnt ein Innehalten. Die Studie der Europa-Universität Flensburg bietet eine wertvolle neue Perspektive auf unseren tatsächlichen Energiebedarf.
Letztlich geht es um mehr als Gigawatt und Technologie. Es geht um unsere Zukunft. Wenn wir heute zu viel in fossile Brückentechnologien investieren, fehlt das Geld für die wirklichen Zukunftslösungen. Manchmal ist weniger mehr – das gilt offenbar auch für Gaskraftwerke.