In Berlins Abwasser schwimmen besorgniserregende Mengen an Drogen. Neue Untersuchungen zeigen: Die Hauptstadt hat den höchsten Kokainkonsum aller deutschen Städte. Rund 600 Milligramm pro 1000 Einwohner wurden täglich im Abwasser nachgewiesen – ein Wert, der europaweit in den Top 10 liegt.
Die vom Umweltbundesamt durchgeführten Analysen offenbaren ein umfassendes Bild des Drogenkonsums in der Stadt. Neben Kokain wurden auch erhebliche Mengen an Cannabis, MDMA und Amphetaminen gefunden. Besonders auffällig: Am Wochenende steigen die Werte deutlich an. «Das Abwasser lügt nicht», erklärt Dr. Marla Heinz vom Berliner Institut für Suchtforschung. «Wir sehen hier ungeschönte Daten über das tatsächliche Konsumverhalten – unabhängig von Polizeistatistiken.»
Als langjährige Beobachterin der Berliner Drogenszene überraschen mich die Zahlen kaum. In Clubs und bestimmten Kiezen gehören die Substanzen längst zum Alltag. Besorgniserregend ist jedoch der stetige Anstieg, den die Abwasserwerte über die letzten Jahre zeigen.
Die Erkenntnisse sollen nun in neue Präventionsstrategien einfließen. Der Senat plant eine Ausweitung der Drogenberatung in besonders betroffenen Bezirken. Wirklich ändern wird sich die Situation aber nur mit einem gesellschaftlichen Umdenken. Berlins Partyszene und ihre Schattenseiten – sie bleiben ein Spiegelbild unserer widersprüchlichen Beziehung zu Rausch und Realitätsflucht.