Ich schlendere durch die Straßen Berlins, während vor dem Reichstagsgebäude eine neue Ära beginnt. Die Aufarbeitung der Corona-Politik nimmt endlich Fahrt auf. Der Bundestag hat gestern die lang erwartete Enquete-Kommission eingesetzt, die Fehler und Erfolge der Pandemie-Maßnahmen unter die Lupe nehmen soll.
Mit zwölf Abgeordneten und zwölf Sachverständigen startet die Kommission ihre Arbeit, die bis Herbst 2025 dauern wird. Sie soll die Maßnahmen von Bund und Ländern kritisch durchleuchten. Erinnern wir uns: Schulschließungen, Lockdowns, Masken – all das prägte unseren Alltag. Jetzt geht es um Aufklärung statt Schuldzuweisungen. Gerade erst hat die WHO die pandemische Lage für beendet erklärt, da beginnt die Aufarbeitung.
«Wir wollen aus der Vergangenheit lernen, nicht um mit dem Finger auf andere zu zeigen», erklärte Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Eröffnungssitzung. Sein ernstes Gesicht spiegelte die Bedeutung des Moments wider. Ich erinnere mich noch gut an meine eigenen Erfahrungen während der Pandemie. Die leeren Cafés, das Homeoffice, die Unsicherheit. All das soll nun bewertet werden.
Besonders spannend: Die AfD fordert parallel einen Untersuchungsausschuss, der rechtliche Konsequenzen ermöglichen würde. Die Ampel-Koalition lehnt das ab. Auf der Website der Augsburger Allgemeinen kann man die Details nachlesen.
Die Aufarbeitung kommt für viele Menschen genau richtig. Während ich durch den Tiergarten spaziere, denke ich: Vielleicht hilft uns dieser Blick zurück, für kommende Krisen besser gerüstet zu sein. Denn eines steht fest – nach der Krise ist vor der Krise.